Manafonistas

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2017 25 Mai

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (138)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | Comments off

„Meine Musik fühle ich als Widerschein von Empfindungen und Erinnerungen. Ich möchte sie immer wieder neu erwecken und meine Seele mit Tönen erzählen lassen.“ (Konstantia Gourzi)

 

Manchmal beschenkt mich mein Plattenschrank. Ehrlich. Nach eines langen Tages Last wollte ich mir vor ein paar Tagen ein Stündchen feine Musik gönnen. Den Plattenschrank vor Augen, fiel mein Blick auf die Abteilung “Tord Gustavsen“, wohlgeordnet standen die CDs des Pianisten vor mir aufgereiht, aber eine, nämlich Restored, Returned, hatte sich verirrt und war zwischen “Paul Giger“ und “Geoprges Gurdjieff“ zu finden, gleich daneben fiel mir noch eine Platte von “Konstantia Gourzi“ auf, Music for Piano an String Quartet. Ein Leben lang sehne ich mich nach Ordnung, wenigstens im Platten- und Bücherschrank sollte im Ansatz Ordnung herrschen. Ich hasse es, wenn ich eine bestimmte Platte hören möchte, sie aber dann erst noch Stunde um Stunde suchen muss oder ich möchte ein bestimmtes Zitat eines Autors nachlesen und besagtes Buch befindet sich im Nirgendwo.

Anyway, Unordnung im Plattenschrank kann den Hörer auch beschenken. Die Platte von “Konstantina Gourzi“ entdeckte ich ja zufällig, weil sich eine “Tord Gustavsen“-Scheibe verirrt hatte. Diese Gourzi-Platte aus dem Jahre 2014 hatte es in eben diesem Jahr auf meine Jahres-Top-Ten geschafft, aber seitdem habe ich, weiß der Teufel warum, diese Scheibe vergessen, nie wieder auch nur ein Stück daraus gespielt. Also stellte ich das Programm für meine Musikstunde auf diese Komponistin um.

Die Musikwissenschaftlerin Ingrid Allwardt schreibt zu der Platte: „Wie lange dauern Fragmente einer Ewigkeit ? Und wie lang der Nachhall eines Augenblicks? Wie klingt eine kleine Geschichte? Diese kleine Geschichte, sagt die Komponistin, „entstand in einem südfranzösischen Urlaubsschloss.

 
 
 

 
 
 

Ich hatte plötzlich eine intensive Wahrnehmung der Natur, die mir in diesem Augenblick so fein und irgendwie in sich sehr verbunden erschien. Für diese Empfindung gab es für mich nur einen einzigen melodischen Ausdruck. Diese kleine Anfangsmelodie wollte zunächst singulär stehen und dann in ihrer Transparenz weiter existieren, ungestört und atmend. Schritt für Schritt gesellten sich andere Elemente hinzu, welche die kleine Melodie anreicherten, ihren ruhigen Fluss jedoch nicht störten. Diese Art vertonter Atmung ist für mich als Komponistin bei der Entstehung von Musik wichtig…“

Und so beginnt die Schallplatte Mit Eine kleine Geschichte, gefolgt von P-ILION, neun Fragmente einer Ewigkeit (Pilio, weit abgelegener Ort in Griechenland, mitten im Wald), mit den Sätzen einatmen, ausatmen, tettix, jasmin, geheimnis, ode, windig, tanz, und nachtblume. Nach dem griechischem Gott der Winde, Aiolos, nennt die Komponistin ein Stück, das sie den Komponisten und Musikern H.L.; G.K.; P.R.; C.A.; D.B. und D.R. widmet, gemeint sind Helmut Lachenmann, György Kurtàg, Peter Raue, Cluadio Abbado, Daniel Barenboim und Dieter Rexroth.

Eine wunderbare Musik, eine ungewöhnliche Musik!

Es musizieren Lorenda Ramou (piano) und das Ensemble Coriolis, bestehend aus Heather Cottrell (violin), Susanna Pietsch (violin), Klaus-Peter Werani (viola) und Hanno Simons (violoncello).

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