Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2017 22 Feb

Post von Fred

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 1 Comment


Lieber Michael,


 

(…) Ja … Walter Bachauer! Wie sehr wird er vermißt, du und Bachauer, Ihr hättet Euch sicher gut verstanden, glaube ich, und Ihr beide seid und ward immer meine Lieblingsmoderatoren! Und wenn ich nun lese, es wird im gewisser Weise das „Bachauer-Archiv“ geöffnet … tolle Sache, wirklich! Ich habe auf alten Tonbändern unzählige Sendungen von Ihm aus den späten Siebzigern und den Achtziger Jahren. 



Ich muß nun dazu sagen, ich stamme ja aus der DDR, und habe dort bis zu Ihrem Ende auch gelebt, also alle Höhen und Tiefen der Musik aus dieser Perspektive erlebt (auch kulturpolitisch in der DDR – hatte ja als Musiker illegal von 1968 – Mitte der Achtziger Musik gemacht), natürlich mit dem Blick über den Grenztellerrand, also Rias, SFB, BBC, und TV (Beat–Club war ja ein MUSS!) natürlich auch.

Ich habe natürlich auch als Musiker alles aufgesogen. Cafe Einstein … ja Bachauer kannte Sie alle… naja fast, aber seine Sendung „Avantgarde Magazin“ war etwas Besonderes, genau wie deine „Klanghorizonte“. Nach Bachauers tragischem Tod, hatte es, ich glaube Lauri Schwarz noch eine Weile weitergeführt, war nicht schlecht, auch etwas in seinem Sinne, aber Bachauer war eben Bachauer …

Ja, und was diese unglückselige Verlagerung von den Klanghorizonten auf diese inhumane HÖRzeit betrifft: sehr ärgerlich – (…) leider bin ich mit nun 62 „ooch nich“ mehr so der Nachtschwärmer, obwohl deine Sendungen eigentlich zur blauen Stunde immer passen! Also, die alte Zeit war genau richtig …

Übrigens, in meinem Karteischrank, liegen so ca. 20 Kassetten mit Sendungen aus den Neunzigern von Dir, ich erinnere mich gern an die berühmten Engelbrecht-Autofahrten mit meiner damaligen Lebensgefährtin, da haben wir und doch hin und wieder spät abends ins Auto gesetzt und sind dann langsam mit irgendeiner Sendung von dir durch Berlin, speziell die nächtlich beleuchtete Ostberliner Karl Marx Allee runter, und wieder nach Hause gefahren, es war wunderbar!



Weißt Du, zurück zu Bachauer, ich erinnere mich gerade, ich wußte ja gar nicht wer Clara Mondschein war/ist, mir mal eine Moderatorin des Rias mich postkärtlich aufklärte, und mir Bachauers Adresse schickte, das war kurz vor 89, allerdings über den Umweg der Belgischen Botschaft … denn offiziell ein Kontakt zu westlichen Massenmedien (wenn es um Politik zb. ging) konnte schon mal 7-8 Jahre Knast bedeuten…

Ach Michael, ich könnte dir da so viel Geschichten erzählen…ja es war nicht leicht, das Leben in der DDR, dennoch möchte ich diese ganzen Jahre dort nicht missen, es sind wichtige Erlebnisse für das Leben, das man hat.


 
Herzlicher Gruß
, Fred M.

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1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    Lieber Fred,

    ein Dankeschön für den Brief, mich faszinieren die kleinen, privaten Radiogeschichten ganz besonders, denn genau dafür machen Leute, die „persönliches Radio“ machen, solche Sendungen, um das hochgestochene Wort vom „Autorenradio“ zu vermeiden. Zudem lesen Manafonisten derzeit gerne Bachauer-Stories.

    Ich kannte nicht mal den Namen Bachauer bis vor einem Jahr, Radio war halt einmal eine regionale Angelegenheit, wenn man nicht gezwungen war, über elektrisch geladene Zäune hinwegzulauschen.

    Und bevor hier sauertöpfische Erbsenzähler das Wort ergreifen (unter den Kulturarbeitern gibt es genug Krämerseelen, man mag es nicht glauben): natürlich hat Walter Bachauer unendlich grössere Verdienste, er war halt in den wilden Jahren dabei, prägte Moderationsweisen, Festivals, avantgardistische Kafeehauskonzerte etc. – ich kam erst Ende 89 zu meinen allerersten Sendungen (über Steve Tibbetts, beim DLF und NDR an einem Abend:)) – auf der anderen Seite verbindet uns natürlich auch einiges, und das ist gut so!

    Ich bin sowieso keiner, der Haben und Sein abgleicht, aber den Idioten zuliebe, die überall herumtrollen, sei es gesagt.

    So long, Michael!


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