Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2017 10 Feb

Aus dem mobilen WHQ im SchokoCafe Mirabelle zu Bonn

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 10 Comments

 

 
 
 

Lajla: Eigentlich fühle ich mich hier wie eine der EASTBOURNE LADIES. „Eastborne Ladies with your hair done up so nice, Eastbourne Ladies with your tea and your lemon ice … .“ Kennst du den Song? Der ist von Kevin Coyne. Ich habe Kevin in den 70er Jahren zweimal im Audimax der Uni Freiburg gesehen. Ich engagierte mich damals in der Drogenarbeit, mit Junkies in einem LKH. Coyne war der Musiker, der ebenfalls socialworker war, seine Musik und Texte kamen sehr authentisch rüber. Er sprang in seiner Latzhose auf die Bühne, startete sofort und schwitzte in seinem Cocker und Donovan Verschnitt Gesicht. Er war sehr intensiv. Wir lasen damals die Schriften von David Cooper und Franco Basaglia, sympathisierten mit dem sozialistischen Patientenkollektiv in Heidelberg. „Aus der Krankheit eine Waffe machen“ war damals das Motto und dazu Kevin, der mit seiner Gitarre und seinen Texten kämpfte. Grossartiger Typ. BLAME IT ON THE NIGHT, noch so ein verzweifelter Song von ihm. Erinnert mich an „Do not go gentle into that good night“, ja Dylan Thomas. Ja, John Cale singt seine Texte: „Too late in the wrong rain“. John Cale sah ich vor etwa 10 Jahren auf irgendeinem Ruhrfestspiel. Wie er da sass, so allein an dem Piano mit all dem Industrie Accessoire um sich herum. Wie Wotan. Neben Lou Reed wirkte er nie so. Mich interessiert wirklich, was Laurie Anderson zu deren Verhältnis zu sagen wüsste.

 

Martina: Ja, das wäre spannend. Ich fand ihren Film Heart of a Dog sehr gut. Ihre Stücke gefallen mir auch, ich darf sie nur nicht zu lange hören, dann verfällt ihre Wirkung. Bei dem John Cale Konzert wäre ich auch gern anwesend gewesen. Möglichst mit einer super Digi Kamera mit mehreren Möglichkeiten für Schwarzweissaufnahmen, die die Fotografien grobkörnig oder verwischt aussehen lassen.

 

L.: Hast du jetzt eine Kamera dabei? Was hast du alles in deinem grossen Rucksack?

 

M. (lacht): Ich habe mehrere Bücher dabei. Ich lese immer in verschiedenen Büchern.

 

L.: Zeig her. Ah, sehr schön. Die Gedichte von Jürgen Becker. Und hier, ähem, surprise: Das Handbuch für Guerrillakommunikation. Why this one?

 

M.: Ich bin ja auch Juristin. Mich interessiert das Thema „Faking“. Vielleicht schreibe ich etwas darüber.

 

L.: Viel Erfolg bei der Recherche. Vielleicht fängst du mit dem Filtern schon mal auf unserem Blog an.
 
M.: Lieber nicht. Lassen wir’s bei dem Reiz des Erfundenen.
 
L.: Ja, Fantasie an die Macht :). Ciao, see you in Münster.

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10 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Gibt es jetzt schon gruselige Broccolisuppe aus der Tasse?

    Das ist ja spannend, wenn sich M und L aus dem WHQ treffen. Ein weibliches Manatreffen, fehlt eigentlich noch eine Dritte im Bunde, Ladies!

    Kevin Coyne hätte ich 1980 fast in Weissenohe erlebt, in der fränkischen Schweiz, in einem grossen Stallgehöft, wo auch Robert Fripp mit seiner Liga der Gentlemen hinkam. Der Schuppen auf dem Land wurden wegen Haschischhandels geschlossen, und Kevin musste aus Krankheitsgründen absagen.

    Und, apropos Laurie Anderson, ich habe Bright Red und Big Science seinerzeit immerzu laufen gehabt, das war schon obsessiv. Übrigens ist geplant, meine erste Zeitreise, 4.05 Uhr morgens, in einer Woche, mit Laurie beginnen zu lassen, in einer Mixtape-Stunde, die den dezenten Arbeitstitel trägt: „Before and After Groove“.

    Coynes beste Platten erschienen bei Virgin Records in den Siebzigern. DYNAMITE DAZE, und TEDDYBEARS AND MILLIONAIRES bleiben bis heute meine Lieblingsalben.

  2. Lorenz:

    Zum Thema: die lange Nacht über John Martyn, Kevin Coyne und Robert Wyatt. Da sind dann 3 im Bunde. Kann man noch anhören und soweit ich bis jetzt gekommen bin – klasse!

    deutschlandfunk.de / eine-lange-nacht-ueber-britische-pop-originale …

  3. Martina Weber:

    @ Lajla: Coole Zusammenfassung unseres Treffens! Eine hinreißende, rätselhafte Mischung aus Authentizität und Faking.

    @ Michael: Das habe ich mir gedacht, dass du eine Bemerkung zum Inhalt der Tasse machen würdest. Da war ein Green Chai drin! Also ein Gewürztee aus Grüntee mit Milchschaum. Sehr lecker, zumal er home made war und kaum Gewürze drin waren.

    Ich hätte nichts gegen eine dritte im Manafonistas-Lady-Bund, wobei ich finde, dass Lajla und ich uns sehr tapfer schlagen.

  4. Martina Weber:

    Danke für den Link, Lorenz!

  5. Michael Engelbrecht:

    Ja, dann fehlt ja nur noch das Audio-Transkript der heiteren Jukeboxianer vom ersten Manatreffen auf Sylt, das Highlight in Wolframs Appartment …

  6. Lajla Nizinski:

    Wenn es der Kurzfilmer bis Münster schafft, machen wir ein Video. Jochen spielt das Intro, Rosato komponiert einen heiteren Abgesang. Hauptrolle geht natürlich an die Jukebox …

    Ich verschicke jetzt mal die Einladungen.

  7. Martina Weber:

    Lajla, Ingo macht nicht nur Kurzfilme!

  8. Michael Engelbrecht:

    Und wenn es der Pittsburger nach Westfalen schafft, bekommt er ein handsigniertes Exemplar des in diesen Tagen erscheinenden Romans SHADOWBAHN von Steve Erickson!

  9. Martina Weber:

    Wie kommst du an ein handsigniertes Exemplar?

  10. M:

    Luftpost. Es ist ganz schön, manchmal, nach einem Gespräch mit einem Schriftsteller ein signiertes Werk zu erhalten. Ich habe nur sehr wenige, von Lars Gustafsson, David Mitchell,und Steve Erickson. Letzteres war schlicht hand-, raum-, und zeitsigniert, als es aus Übersee eintraf. Wohl aus einer Lesungsreihe. Frag da mal den Herrn der Jukeboxen!:)


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