Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Es geht ja in der Kunst wie im Leben nicht immer darum (das wird jetzt nicht das Wort zum Sonntag!), neue Horizonte zu öffnen, aber es ist auch langweilig, permanent die gleichen Gewohnheiten des Sehens und Hörens zu pflegen. Eine Balance ist gefragt zwischen alten Vorlieben und neuen Entdeckungen. Es geht ja sowieso nicht „immer so weiter“, und das Brechen mit alten Mustern vergrössert existenzielle Spielräume

Es gibt Phasen, da überwiegen Rückschau, Ruhe und regelmässiger Schlaf. Dann wieder gewinnen Turbulenzen an Terrain, das Leben wird zur oft gar nicht so munteren Achterbahnfahrt. Musik, Bücher, Filme sind (solange sie Seelennahrung sind) ein „Trainingscamp“, das Staunen nicht zu verlernen, und den Schrecken zu überstehen.

In diesem Sinn kann auch ein und dasselbe Werk eine Art Rüstzeug darstellen, sich für das Unheimliche und das (unkomprimitierte) Schöne (das auch ausgehalten werden will, oder freigelegt) zu wappnen. In diesem Sinne mögen die Januarempfehlungen verstanden werden, die so nach und nach bis Jahresende auftauchen. Von Brian Eno bis Sun Ra, vom Klarträumen bis zum Krimi, und nicht zuletzt von „John From Cincinnatti“ („a gloriously bizarre TV-show, cut off in its prime“, Alan Jones, Uncut)

Eine Geschichte dazu: eines meiner Lieblingsthemen im Reich der Bewusstseinsveränderung ist das Luzide Träumen, oder, wie es in Deutschland oft genannt wird, das Klarträumen. Die Fähigkeit, im Traum zu erkennen, dass man träumt, und dann bei vollem Wachbewusstsein das Traumgeschehen aktiv zu gestalten (statt ohne Bewusstheit durch fremde Welten zu geistern), ist eine uralte Tradition des tibetischen Yoga, im Westen aber erst seit den Siebziger Jahren zum wissenschaftlichen Forschungsthema erhoben.

In den letzten zehn Jahren hat die „Neuroscience“ eine Reihe von Substanzen, Neurotransmittern, erforscht (keine Drogen, wie sie einst noch Castaneda einsetzte!), mit deren Hilfe man morgens, in der Phase der längsten Träume („extended REM-sleep“) vom ruhenden, realen Körper in den Traumkörper schlüpfen kann (eine abenteuerliche Transformation, wie ich aus drei Erfahrungen dieser Art berichten kann).

Und dann, in der Traumwelt, geht es ja erst richtig los, salopp gesagt: Sie wollen durch die Lüfte fliegen, zum Himalaya, über den Ozean, Sie wollen ein ernsthaftes Gespräch mit einem alten Freund führen, eine nie gehörte Musik hören, als gelernter Pianist ein paar neue Klänge erforschen? Machbar, und bewusstseinserweiternd. Nach einer längeren Pause bin ich jetzt wieder aktiv in einer Klartraumgruppe. Und warum? Weil eine kleine Achterbahnfahrt in den letzten Wochen es nahelegt, Muster aufzubrechen, und alte, brachliegende Ressourcen anzuzapfen. Wieder geht es um Staunen und Schrecken.

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