Geht es eigentlich auch anderen so, oder bin ich es allein, der die Handlung der „Tatort“-Filme nicht mehr versteht?
Ich gebe ja zu, dass ich den „Tatort“ nur noch sehr gelegentlich sehe, vielleicht bin ich deswegen aus der Routine gefallen, aber trotzdem: Der Dresdner „Tatort“ von gestern, der in der Volksmusik-Szene angesiedelt war, ist mir wieder mal ein Rätsel geblieben. Wahrscheinlich deshalb, weil ich regelmäßig nach 20 Minuten bereits vergessen habe, was am Anfang passiert ist. Bei etlichen Szenen hatte ich auch den Eindruck, dass sie überhaupt nur im Film waren, um einige lustig gemeinte Dialoge, ein paar hysterische Schreie der Ermittlerinnen oder einen Vorgesetzten, der wohl den Buffo geben sollte, unterzubringen. Dabei war das Ganze eigentlich ungeheuer vorhersehbar: Dass das Volksmusik-Traumpaar Tina & Toni in Wirklichkeit kein Paar ist, war ebenso meilenweit absehbar wie die von Toni selbst angedrohte „Enthüllung“ per Autobiografie, dass er (wenn ich es richtig kapiert habe) schwul und mit dem Mitglied irgendeiner Volksmusikband zusammen sei — was diese Band wiederum dazu bringt, gleich die Kriminalpraktikantin (gibt es sowas überhaupt?) zu erschlagen, wo es simples Bedrohen auch getan hätte. Den Schluss mit dem bereits vorproduzierten Nachruf-Song habe ich dann überhaupt nicht mehr kapiert, weil er für mich keinerlei Sinn ergibt. Und was dazu noch ein Volltrottel von Fan oder ein Tickets resellender Manager mit der Handlung zu tun hatten — wirklich, ich sollte bei „Conny und Peter machen Musik“ oder vergleichbar unkomplizierten Stoffen bleiben.
Selbst in der nun wahrlich konservativen amerikanischen Country-Szene würde die Verlautbarung eines Sängers, schwul zu sein, kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken, geschweige denn ein Mordmotiv abgeben.
Beruhigend aber immerhin, dass man beim „Tatort“ nach wie vor die Uhr danach stellen kann, dass in der 80. Minute die Streifenwagen ausrücken. Es gibt doch noch Dinge, auf die man sich verlassen kann.