Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 23 Okt

Ein Hundeleben

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags:  6 Comments

 


 
 
 

Erster Höreindruck: Laurie Anderson macht das, was sie schon immer am besten konnte: Geschichten erzählen.

Heart of a Dog ist der Soundtrack zu ihrem gleichnamigen Film, co-produziert von HBO und Arte, der dieser Tage in ausgewählten US-Kinos erschienen ist. Lolabelle, Laurie Andersons verstorbener klavierspielender Rat Terrier, ist der rote Faden. An diesem entlang meditiert die Künstlerin in 27 durchweg eher kurzen Tracks über den Terroranschlag vom 11. September 2001 (mit dem Laurie, wie überhaupt sehr viele Amerikaner, noch immer nicht durch ist), über den Tod ihrer Mutter, über aktuelle politische Themen, über die Absurditäten des Alltags, und überhaupt über Geburt und Tod und alles, was dazwischen ist.

Es gibt nur wenige gesungene Stücke, dafür viel Text, der über musikalische Hintergründe, Klangcollagen und O-Töne gesprochen wird. Zum Soundtrack gehören Ausschnitte aus Laurie Andersons früherem Programm Homeland, aus den Alben Bright Red und Life on a String sowie aus Landfall, ihrer Zusammenarbeit mit dem Kronos Quartet. Einige der Stücke scheinen Livemitschnitte zu sein.

Das letzte Wort hat Lou Reed, dessen „magnificent spirit“ die Platte auch gewidmet ist.

Late Night Music, zum Zuhören.

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6 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Nicht nur weil mein Hund gerade eine schwere Zeit durchmacht, wird mich das sehr berühren. Ausschnitte davon erzählte und präsentierte sie schon in einem Vortrag beim vorletzten Punktfestival, der bei allen technischen Pannen, bewegender und tiefer war, als ihr späteres Konzert mit Fennesz und Arve Henriksen.

    Mein Hund kann nicht Klavier spielen, aber er kann unglaubliche Sachen von sich geben, stimmlich, fernab vom Bellen. Er kann heulen wie ein Wolf, und als er noch nicht schwerhörig war, konnten wir Duette singen, er imitierte meine Lautfolgen, ich seine. Die einzige A capella-Veranstaltung, bei der ich überzeugend war :)

    Schade nur, dass es keine neuen Lieder gibt, oder keine verwandelten alten …

  2. Michael Engelbrecht:

    Manohla Dargis hat in der NYT eine sehr ansprechende Rezensions des Films verfasst, und zu gerne hätte ich neben dem „Hörspiel“ den Film. Aber der wird wohl als Doku erstmal um die Welt reisen.

    Hier der zweite Absatz ihrer Filmbesprechung:

    “Heart of a Dog” is about telling and remembering and forgetting, and how we put together the fragments that make up our lives — their flotsam and jetsam, highs and lows, meaningful and slight details, shrieking and weeping headline news. This purposefully fissured quality extends to the movie itself, which is by turns narratively straightforward and playfully experimental, light and heavy (it’s a fast 75 minutes), accessible and opaque, concrete and abstract.

    Es geht also um weit mehr als um eine Hundegeschichte. Sie verknüpft den Alltag in New York mit dem 11. September mit der Freude an dem Leben einer Kreatur (und seine Pianospielkünste haben nichts mit herrischer Dressur und schwarzer Pädagogik zu tun). Es geht um den Umgang mit Trauer, um Selsnttäuschungen und das „Tibetan Book of the Dead“…

    P.S. Habe die CD nun ganz und in Ruhe gehört. Breindruckend. Die bekannte Musik dient weitgehend als Episode, Atempause. Diese CD funktioniert ohne den Film. Danke für den Tipp, Jan! Ist schon jetzt für den Jahresrückblick im „Staatssender“ gebucht.

  3. Michael Engelbrecht:

    Review: „Heart of a Dog“ – Laurie Anderson’s Meditation on Loss … (nytimes.com)

  4. Lajla:

    Ich wurde erst jetzt auf eine LP aufmerksam, wo Laurie Anderson’s „For Electronic Dogs“drauf ist:YOU’RE THE GUY I WANT TO SHARE MY MONEY WITH./JOHN Giorno/BURROUGHS/Anderson. (Ich hörte nur die Texte früher)

  5. Michael Engelbrecht:

    Laurie sprach schon in Kristiansand über ihren musikalischen Hund, und etliche existenzielle Themen, sehr persönlich, auch in Geschichten gekleidet, ohne MESSAGE, ohne die Selbstgefälligkeit bestimmter altkluger Kulturaffen. Diese Aufnahme aber ÜBERTRIFFT meine Erwartungen noch um einiges, es ist nicht einfach ein „Soundtrack“, „Wordtrack“ zum Film. Wie Jan schrieb, ein Album zum „deep listenng“, abends.

  6. Jan Reetze:

    HERE is a talk with Laurie Anderson about film and record:

    http://www.wnyc.org/story/heart-dog-laurie-anderson/


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