Manafonistas

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2015 28 Sep

Wiederentdeckt – Lightwave: Nachtmusik

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags:  Comments off

 

 
 
 
Wenn ich nicht irre, habe ich 1990 zur Veröffentlichung einen Pressetext für diese CD geschrieben, und seitdem stand sie unbeachtet bei mir im Regal. Durch Zufall habe ich sie nun wiedergefunden und muss Abbitte leisten. Die Platte ist weit besser als ich sie in Erinnerung hatte.

Lightwave sind die französischen Elektroniker Christoph Harbonnier und Christian Wittmann. Die zwei langen Tracks (23 und 32 Minuten) sind in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 1989 unter Quasi-Livebedingungen im Studio eingespielt worden. Vom alten Modularsynthesizer bis zum Sampler ist alle denkbare Elektronik vertreten. Das Booklet tut so, als sei die Musik mehr oder weniger improvisiert, aber das darf man bezweifeln – dafür sind mir die Stücke und besonders die Klangverläufe einfach zu ausgeklügelt. Das sanftere „Nachtmusik“ macht den Anfang: Sanfte, scheinbar rhythmuslose Klangwolken, die herein- und vorüberschweben, sich dabei unentwegt verändern, als habe es damals schon den Morphingeffekt gegeben. Das muss sehr genau vorbereitet gewesen sein. Unweigerlich fühlt man sich atmosphärisch an „Plas“, das Auftaktstück des zweiten Cluster-Albums, erinnert, aber in „Nachtmusik“ sind die Klänge fließender und weniger harsch. Das zweite Stück, „Just Another Dream“, ist kantiger. Klare Rhythmen gibt es auch hier nicht, aber die Klänge sind härter, metallischer, fordernder; gelegentlich grüßt Meister Stockhausens „Kontakte“ aus der Ferne. Manchmal hat man das Gefühl, das Stück stehe kurz vor dem Stillstand, aber es geht weiter, zum Teil mit starken Dynamiksprüngen.

Lightwave hat einige weitere Alben veröffentlicht, die ich allerdings nicht kenne, zuletzt anscheinend 2004. Hintergrund der Veröffentlichung dieses Albums war seinerzeit nicht zuletzt die Tatsache, dass Michel Geiss am Mischpult saß und Erdenklang-Chef Ulrich Rützel auf diese Weise Kontakt zum Team um Jean Michel Jarre bekam. Aber die Platte passte auch ins damalige Labelkonzept. Die CD würde manchem heutigen Laptop-Musiker gut zu Gesicht stehen und wird bei mir in Zukunft öfters rotieren.

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