Gestern war um 18:20 Uhr im SWR das Hörspiel Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge nach dem gleichnamigen Roman von Rainer Maria Rilke zu hören. Dass die Musik von Thomas Weber – Kammerflimmer-Kollektiv – komponiert wurde, wäre doch ein Grund mehr dafür, es sich einmal anzuhören (noch bis Samstag auf der SWR-Hörspiel-Mediathek).
Der SWR schreibt dazu:
Rilkes „Brigge“, bereits 1910 erschienen, gilt heute neben Prousts Recherche und Joyces Ulysses als Wegbereiter des modernen Romans. Sein Thema: die Entwurzelung des Subjekts und seine Rettungsversuche nicht zuletzt durch die Kunst in einer aus den Fugen geratenen Zeit. Die Erfahrung der Pariser Großstadt um die Jahrhundertwende dient dabei als Spiegel für eine Ästhetik des Hässlichen, der Krankheit und des Todes. Es gibt hier keine Handlung noch einen klassischen Erzähler: In der Form eines Tagebuches reiht sich assoziativ verknüpft eine Folge von Prosadichtungen, die zwischen Erinnerung, Beschreibung, Erzählung und Reflexion stehen. Aus ihnen schält sich schattenhaft die Figur eines 28-jährigen Dänen. Als letzter Spross eines alten Adelsgeschlechts versucht er, heimat- wie besitzlos, in Paris seine Existenz als Dichter zu begründen. Die Hörspielfassung arbeitet bewusst mit einem hohen Kürzungsfaktor. Im Zentrum stehen die Stadterfahrung und das sich in Sprache und Form auflösende Ich als Signatur moderner Erfahrung.