Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2015 5 Jan

Fuenf Eins Fuenfzehn

von: Uwe Meilchen Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Kurz aus den Fluten der Weihnachtszeit und deren Nachwirkungen auftauchend will ich kurz vermelden dass es nicht die schlechtesten Abende waren, die ich, heimgekehrt von des Tages Muehen, sanft auf den Klaengen vom Apollo Album von Brian und Roger Eno (mit Harald Budd) verbracht habe …

Der kleine Stapel mit von mir aufgenommenen DAT Cassetten wird auch immer hoeher: die „Lange Nacht“ fur Elfriede Mayroecker im Deutschlandfunk, das Studio LCB mit einer Sendung aus dem Archiv mit Jandl/Mayroecker, diverse Hoerspiele und die Radionacht Jazz vom ersten Weihnachtstag mit Musik aus den fruehen ECM Jahren warten noch auf das Anhoeren.

Zwei Filme die es bereits sei einiger Zeit auf DVD gibt und ich weiter empfehlen moechte: Die Wand mit Martina Gedeck nach dem Buch von Marlen Haushofer. Und Mr. Morgan’s Last Love, ein stiller, eindringlicher Film von Sandra Nettelbeck mit einem im Alter immer besser werdenden Michael Caine.

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4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Das wäre auch für mich alles wunderschön gewesen, nur mit dem Kultstoff DIE WAND kann man mich ums Dorf jagen.

  2. Uwe Meilchen:

    Nun ja, Stephen Kings Annaeherung an eine Glasglocke, die sich ueber ein Dorf stuelpt, ist zugegeben auch in meinen Augen weitaus spannender !

    Und Entspannung findet man auch „so“:

    https://www.facebook.com/DerFlix.de/photos/a.331527895658.196884.331524965658/10152899269525659/?type=1

  3. Lajla Nizinski:

    Die Gedeck spielt in diesem Film regelrecht alle an die Wand. Diese Rolle ist schwer zu spielen. Kein Gegenueber.
    Als dann endlich in dieser depressiven Einsamkeit mal ein menschliches Wesen auftaucht, erschiesst sie ihn. Warum nur? Auch das Ende schwer bekoemmlich, wenn man nicht mit den Voeglein sprechen kann, wie der heilige Franziskus.

  4. Uwe Meilchen:

    Einen sehr interessanten Artikel bzgl Stress und Rueckzug fand ich in der Weihnachtsausgabe der ZEIT — leider erst jetzt online !http://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/01/entschleunigung-biedermeier-handarbeit-stressabbau

    (..)
    Ihr Rückzug war Notwehr. Ihr übervolles Leben hatte sie krank gemacht. Laura Roschewitz ist gelernte Industriekauffrau und arbeitete im Controlling, von 2010 an studierte sie, die Karriere fest im Blick, Wirtschaftspsychologie an einer Privatuniversität. Um das Studium bezahlen zu können, jobbte sie zwei Tage pro Woche in ihrer alten Firma – alles in allem ein sportliches Pensum. Aber es war okay. Dann trennte sie sich nach acht gemeinsamen Jahren von ihrem Freund. Und weil das Alleinsein ihr Angst machte, rannte sie wie von Sinnen von Party zu Party: feierte, trank, traf Leute. „Ich hatte Spaß“, sagt sie. Bis ihr innerer Motor verreckte. „Mir wurde plötzlich extrem schwindelig, wie im Karussell. Ich konnte nichts mehr entscheiden. Ich war erschöpft und wollte nur noch schlafen.“

    Laura ging zum Arzt und hoffte auf Tabletten. „Aber dann hab ich verstanden, dass ich nicht einfach zu jemandem gehen kann, der mich heil macht.“ Sechs Monate verkroch sie sich, zog zurück zu ihrer Mutter, wurde wieder Kind. „Ich habe mich zu dieser Zeit oft gefragt: Was machen wir hier eigentlich?“, sagt sie. „Wie Ameisen sausen wir von A nach B, um Arbeit, Kinder, Konsum zu timen, wir sind auf Trab, um bloß nicht zur Ruhe zu kommen, sind ständig entertaint. Wenn man sich das von außen anschaut, erscheint es absurd.“ Das moderne Leben kommt ihr vor wie eine gigantische Beschäftigungsmaßnahme, die die dröhnende Leere im Inneren der einzelnen Individuen überbrüllen soll. Unsere Welt sei krank, findet Laura, und sie weiß, dass inzwischen viele denken wie sie. „Die Klamotten, die wir tragen, die Autos, die wir fahren, die Dinge, die wir essen, die Berufe, die wir erschaffen haben, Berufe, in denen man 50 bis 60 Stunden pro Woche arbeitet und dann kein normales Leben mehr meistert. Weshalb man die Wäsche in die Wäscherei bringt, das Essen nur noch to go holt, die Wohnung von der Putzfrau sauber machen lässt.“ Wer diese Welt verändern will, findet Laura, muss sich zwangsläufig von ihr entfernen.

    Hat sie nicht recht? Was ihre geistigen und zeitlichen Rückzugsräume angeht, gleichen gerade junge Leute oft jenen kongolesischen Berggorillas, deren Lebensraum sich immer mehr auf einen Stehplatz reduziert. Immer erreichbar, immer im Dienst. Die Sonntage kaum mehr Tage der Ruhe, gerade vor Weihnachten herrscht Ausverkauf rund um die Uhr. Den Buß- und Bettag, den klassischen Tag der inneren Einkehr, hat die evangelische Kirche 1994 zur Finanzierung der Pflegeversicherung an die Arbeitgeber verschenkt. Wohin soll der Ruhebedürftige sich heute flüchten vor den um sich greifenden Händen des Marktes?

    Weil es so voll ist im Pub in Central London, muss Rob Orchard schreien: „Wir können nicht alle aufs Land ziehen und Hühner halten. Es fehlen dann die Leute, die handeln.“ Er blickt sich um. „In London hast du mit einem normalen Beruf keine Chance, in der Stadt zu leben. Alles ist überfüllt, laut, schmutzig. Du bist in einem ständigen Wettrennen.“ Er nimmt einen großen Schluck Bier. „Aber ich hau nicht ab. Ich will die Sache zum Guten wenden.“

    Rob Orchard, 34, runde Brille und igeliges rotblondes Haar, ist Erfinder, Geschäftsführer und Chefredakteur der Zeitschrift Delayed Gratification. Sein Magazin (ebenfalls auf festem Papier gedruckt, auf dem Cover eine Ai-Weiwei-Grafik) war das einzige Heft, das mir die Verkäuferin des Hipster-Ladens do you read me?! empfahl, obwohl es Themen aus Politik und Wirtschaft behandelt. Der Grund: Die Texte erscheinen mit einer Verzögerung von drei Monaten. Es ist eine schicke Zeitschrift, feine Infografiken, lange Geschichten: Mir wird die Krise in der Ukraine erklärt und die Lage der Minenarbeiter in der türkischen Unglücksstadt Soma geschildert. Ich erfahre vom Wettlauf der Wissenschaftler und Geschäftemacher um die erste bemannte Mars-Mission und welche Kinofilme lohnenswert gewesen wären. Aber ich muss bis zur Märzausgabe warten, wenn ich wissen will, was im Dezember geschieht. Das ist der komplette Rückzug aus der Gegenwart. Das Eingeständnis, dass wir die Realität nicht beeinflussen und es deshalb okay ist, wenn wir sie – im warmen Sessel, eine Tasse warmen Tee neben uns – zwölf Wochen später konsumieren wie einen Hollywoodfilm, der bestimmt gut ausgeht.

    „Was kann besser sein als das?“, widerspricht Rob Orchard. „Wenn du auf deinem Handy rund um die Uhr Nachrichten bekommst wie: Ebola tötet uns alle! Der IS ist die Seuche in Syrien und im Irak! Wenn du also in diesem ganzen Bullshit feststeckst, dann ist es doch besser, wenn dir drei Monate später jemand sagt: Hey, das und das war gar nicht so wichtig. Die Dinge, die sich als wirklich wichtig herausgestellt haben, waren andere.“

    (..)


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