Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 7 Sep

Ich bin eine Fiktion

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | Tags:  6 Comments

Schon wieder eine Story in einem Hotel, ein Thriller diesmal, und ich frage mich, worin sich ein Thriller von einem Krimi unterscheidet, aber nicht einmal Wikipedia weiß es so genau. Ich dachte, es hätte mit Tempo und Spannungskurve zu tun. Wenn viele daran glauben, ist es Wirklichkeit. Verdächtige werden wie Schuldige behandelt. Die Technik des FBI. Aber nur weil das Fernsehen da ist, muss man keine Geständnisse abgeben. Ein Beweismittel kann auch unwirksam sein. Dann weiß man nicht, ob etwas eine Andeutung ist oder nicht. Vielleicht simulieren sie ihre Verrücktheit auch nur. Wer beurteilt den Wert eines Bildes aus Teer? Der Kunstkritiker erklärte, er sei es, der über den Stellenwert von Kunst entscheide. Und folglich sei er der wahre Künstler. Einmal wird ein Gedicht hervorgekramt und abgelesen. Im Fernsehen! Na gut, aber machen Sie bitte schnell. Es sei düster und verrückt, und – ein Pausenzeichen – daher Kunst. Darunter aber war ein anderes Werk verborgen. Nur weil jemand verschwunden ist, aus unklarem Grund, werden seine Arbeiten wertvoll. Und das alles vor dem Hintergrund von Brian Eno, Daniel Lanoir und U2. Um nur einige zu nennen. Ich mochte die Art, wie Eloise ihre Bücher im Antiquariat kauft: Sie nimmt einfach ein paar vom obersten Stapel. Während Tom Tom (der lieber Tom genannt werden würde) noch auf der Suche nach einem Buch ist, das er auch wirklich lesen will. Dieses Dunkelblau im Himmel über Los Angelos, vom Dach aus betrachtet.

This entry was posted on Sonntag, 7. September 2014 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

6 Comments

  1. Lajla nizinski:

    Martina, habe auch keine Ahnung, was der Unterschied zwischen Thriller und Krimi sein soll. Bin eh kein Krimifan. Habe jetzt noch einmal Bodo Strauß „Die Widmung“ und der „Kongress“ gelesen. Wer schreibt denn heute noch Erzählungen mit solch erotischem Blick verwoben mit zeitgenössischer Wiedergabekritik?

    Hast du schon mal was von dem „Dictionary of Untranslatables“ gehört? Es ist zwar philosophisch ausgerichtet und ich glaube nicht, dass du da was unter „Thriller“ findest. Aber vielleicht brauchst du es irgendwann einmal. Es ist heraugegeben by Princeton University Press.

  2. Martina Weber:

    Lajla, ich bin auch kein Krimifan. Die Frage war eher ein Aufhänger,ein Textanfang. Hört sich interessant an, was du über die beiden Erzählungen schreibst. Ich werde mal reinlesen. Von Botho Strauß habe ich „Paare, Passanten“ hier, mit den Anstreichungen eines Freundes. Ich mochte seine Anstreichungen.

    Hast du mal etwas von Jürgen Ploog gelesen? Ich finde seine Technik sehr inspirierend. Die Zeitkritik in seinen Büchern ist fast schon Science Fiction. Erotik ist auch viel drin, eine etwas seltsame Erotik allerdings, teilweise ziemlich derb. Ich mag aber seine Kombinationen von Abstraktem und Konkretem. Und manche Bilder. Ploog inspiriert mich sehr. Es ist allerdings eine etwas distanzierte Anziehung. Empfehlen könnte ich „Unterwegssein ist alles – Tagebuch Berlin-New York“ (SIC Literaturverlag 2011) und „Der Raumagent“ aus dem Jahr 1993 mit Dead Chickens Rauminstallationen, von dem ein Mann, dem ich es schenkte, sagte, es sei ganz schön heavy frauenverachtend. Ich achte allerdings sehr auf die Methodik, deshalb kann ich fast drüber hinwegsehen.

    Von diesem Dictionary habe ich noch nichts gehört. Aber ich mag Unübersetzbares sehr. Ich erinnere mich an eine Debatte über die Wendung „to live on the curveball“.

  3. Michael Engelbrecht:

    „To live on a curveball …“ sagte Karl Hyde ja neulich in meinem Interview, und obwohl ich glaube zu wissen, was er damit sagte, bin ich mir keineswegs sicher. Bei Botho S. halte ich mich seit langem so heraus wie wie Lajla bei Thrillern. Also, ladies, nehmt es mit Humor, dass ich euch gleich zwei Thriller / Kriminalromane empfehle, einmal Christopher Brookmyres „Der Angriff der unsinkbaren Gummienten“ (was sich vollkommen bekloppt anhört, aber überhaupt nicht bekloppt ist), und, weil es ein „running gag“ ist, und doch so erschütternd und spannend und existenzialistisch (Camus 2014): TRUE DETECTIVE STAFFEL EINS erschien gerade in Deutschland, dennoch empfehle ich die englische Tonspur mit englischen Untertiteln zu wählen.

  4. Lajla nizinski:

    Ja, Ploog und Fauser, die würde ich jetzt nicht noch mal lesen. Die waren wichtig in der Studentenzeit als wir über Antipsychiatrie diskutierten. Fauser und sein Alkoholproblem …

    John Densmore. Den verehrte ich nun sehr wegen seiner randlosen Brille. So entdeckte ich Bodo Strauß. Ich sah ein Foto und dachte, das sei der Drummer von den Doors. Als ich das Werk anlas, war klar, der und Peter Handke und Nikolas Born waren literarischen Prinzen.

    Martina, beginne mit „Widmung“. Das ist geradezu ein Kunstwerk. Sehr sinnlich wird die Trennung von H in Richards Alltag beschrieben. Dass er diese Erzählung als Geschenk der Weggegangenen übergibt u was damit passiert, ist, Micha, fast ein Thriller. Handke ist eine Nuance besser in der Sprache, dafür geht’s bei Strauß spannender zu. Er hat auch die besseren Schreibeinfälle.

  5. Michael Engelbrecht:

    Lajla, „Locke“ ist fast ein Thriller, aber eher doch eine Familiengeschichte, allerdings spannender als Updike, Walser und Verwandte.

  6. Henning Bolte:

    Die randlose Brille: Ray Manzarek.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz