Die dritte Stunde drehte sich allein um 12k, Taylors Label, meine „kleinen“ Slapstick-Einlagen liefen davor ab, ich mutiere ja selbst zum versunkenen Zuhörer, wenn mich die Musik gefangen nimmmt, und wer den recht wilden Anfang der „Neuland“-Stunde mochte, kann vielleicht meine Freude an Emanuele de Raymondis „Ultimo Domicilio“ und Graham Edward Lewis‘ Anknüpfung an alte Wire-Zeiten verstehen. To Rococo Rot werden bei jedem Hören besser. Gegen Ende der ersten Stunde fehlte mir die Zeit, das kleine Powerstück von Space Monkey zu spielen, daher wirkte der Übergang von den Flaming Lips zu Louis Sclavis alles andere als zwingend. Aber sei´s drum. Die angesprochenen Gags gab es dann während der „Zeitreise“ – und als gegen Ende Dieter Moebius mich wider Erwarten im Jahr 2014 landen liess, bekam ich auf einmal grosse Lust, David Stubbs‘ Buch über die deutsche Krautrock-Ära zu lesen. Ich habe gerade das erste Kapitel angefangen, Unna 1970, Can spielen ihre wahnwitzige Musik, ich war 15 Jahre jung, keine 20 Kilometer entfernt, leider, leider nicht vor Ort. All die Patchouli-Girls, ach, ach! Zuvor hauten meine Lippen den wohl absurdesten Satz meiner 25-jährigen Radiozeit raus (hören Sie selbst! :)) – aber das passiert wohl nur, wenn man Ausserirdische, Afrika und Krautrock kurzschliesst. P.S. Vielleicht kennt einer von euch den Ort, den Taylor Deupree ganz am Schluss beschrieben hat, als es um die „stillen Orte“ von New York ging: „The Promenade“. Übrigens kann ich Taylors endlose Faszination für Brian Enos Ambient-Album „Thursday Afternoon“ gut verstehen. Damals regten sich renommierte Musikkritiker wie Frank Schöler und D.D. Diederichsen künstlich auf: Schöler war entsetzt, dass ein Klangbesessener wie Eno beträchtliches Grundrauschen zugelassen habe, und D.D. (der das Ambient-Konzept von vorne bis hinten komplett falsch verstanden hat), liess sich Jahre später, als er Enos hinreissende CD „The Shutov Assembly“ hörte, zu einer Fäkalienfantasie im Hause eines Modepapstes aus. Jeder bamiert sich, so gut er kann, aber das tue ich sicher auch manchmal. Heute ist mein Schwebetag und ich hoffe, die neue Cd von James Yorkston liegt in der Post. Viel mehr als Hängematte und James lauschen ist heute nicht mehr drin. P.P.S.: am 19. August wurde Michael Naura 80 Jahre alt. Ich sprach darüber – nicht viele von euch werden die beiden Rühmkorff-Naura-Platten haben, die einst bei ECM erschienen sind. Immer noch meine liebsten Lyrik-meets-Jazz-Alben aus der alten Bundesrepublik. Vielleicht bringt Manfred Eicher sie ja mal neu heraus …
Neuland (erste Stunde)
Zeitreise (zweite Stunde)
Nahaufnahme (dritte Stunde)