1) Helge Timmerberg: „Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich“. Im Herbst geht der Reiseschriftsteller auf Lesetournee. Aber auch da wird er sich wohl rasch vom geschriebenen Wort entfernen und erzählen von den Welten der Sufis, Sinnsucher und Phantasten: Marokko hat es ihm besonders angetan, und in die alte Kunst des Märchenerzählens dringt er auf seinem neuesten Werk vor,. Da mischen sich Wahrheit und Fiktion mit dem ihm eigenen, bissigen, nie grellen Humor. Liebeskummer, Leonard Cohen, Sex und „shitty places“ inklusive. Sybille Berg sagte über ihn: «Den ersten richtig großen und tiefen Neid empfand ich, als ich Helge Timmerberg kennenlernte. Er war in meiner Generation der beste Schreiber Deutschlands und der freieste Mensch, den ich jemals getroffen habe.» (M.E.) A propos Reisen …
2) Barbara Fradkin: Tote Spur. Das passiert auch nicht alle Tage, dass eine Kinderpsychologin nach 25 Jahren beschliesst, sich gänzlich dem Feld der Krininalromane zu widmen. „The Whisper of Legends“ heisst das Buch, dass uns in die Kanu- und Trekking-Welt des Nahanni-Nationalparks entführt. Dorthin hat es die Tochter von Inspektor Green verschlagen, mit ihrem Freund und zwei Buddies. Auf einmal gilt sie als verschollen. Der Park ist gross. Und es gibt dort Bären. Alles ist also angerichtet für eine leicht trashige, wilde Jagd im Norden Kanadas, aber die Autorin umgeht geschickt alle Fallen von Grobschnitt und Bärbeissigkeit. Ihr psychologsicher Erfahrungsschatz kommt ihr bei der lebendigen Zeichnung der Figuren zugute, und es gelingt ihr ein hochspannender Pageturner, der nicht nur Freunden von Filmen wie „Am wilden Fluss“ und „Möderischer Vorsprung“ ausgesprochen gut gefallen dürfte. Weil alte Freunde derzeit den Norden Kanadas durchqueren, habe ich mich auf die Suche nach einem „Thriller vor Ort“ gemacht; dass dabei gleich solch eine Entdeckung rauskam, hätte ich nicht gedacht. (M.E.) A propos Entdeckung …
3) Michael Chabon: Telegraph Avenue. Jan Wiele hat Michael Chabons Roman um Nat Jaffe und Archy Stallings, die den Jazzplattenladen Brokeland Records führen, dessen Exiszenz durch einen neuen Megastore bedroht ist, mit großer Begeisterung gelesen. Der Gedanke an Nick Hornbys „High Fidelity“ scheint naheliegend, doch der Rezensent macht deutlich, dass Chabons Roman in einer ganz anderen Liga spielt. Denn „Telegraph Avenue“ ist für Wiele nichts weniger als ein großartiger Amerika-Roman, der das Verhältnis zwischen schwarzem und weißem Amerika sowie die Schmelztiegel-Kultur neu beleuchtet und tiefgründig analysiert. Zugleich liest er das Werk als „große Ballade von Patchwork-Familien und abwesenden Vätern“. Besonders gefallen Wiele der Humor des Autors, sein filmisches Erzählen, der Wechsel von wirklichkeitssatten Beschreibungen und phantastischen Einfällen, die zahlreichen liebevollen Anspielungen und Bezüge auf den Jazz, die Popkultur, das Blaxploitation-Kino. Für Wiele eine prall gefüllte Wundertüte Literatur. (Quelle: Perlentaucher) (Mit Freude gelesen, nicht zuletzt den langen Monolog eines jazaffinen Papageis, auch von M.E.) A propos Jazz …
4) Stuart Baker (editor): Black Fire! New Spirits! „In dieser profundesten Dekade, entwickelte sich der Jazz wie das Haupt der Medusa, eine Unmenge verwobener Erzählungen, eine Kunstform, hochkomplex und spannungsgeladen, genauso wie die Ära, in der sie entstand“, schreibt der Chef von Soul Jazz Records, Stuart Baker, in seinem einführenden Essay. Den Jazzfreund erwartet ein Fotobuch mit vielen Provokateuren, die den Jazz zwischen 1965 und 1975 radikalisierten. Kleinstbiographien begleiten die wenig bekannten Schnappschüsse der gezeichneten Gesichter von Albert Ayler, Roland Kirk und Genossen. Einige Bilder werden vor uns auftauchen, wenn wir die alten Platten herauskramen: zum Beispiel das Art Ensemble of Chicago in voller Stammesbemalung, Alice Coltrane als Poster-Girl von „Black Power“, und dann, am Piano, in inniger Zweisamkeit mit ihrem Mann John. Pharoah Sanders scheint schon seine erste Marokkoreise hinter sich zu haben, er trägt einen „Fez“, und befindet sich in tiefem musikalischem Gebet. Und damit schliesst sich der bunte Reigen unserer fünf Empfehlungen für heisse Sommertage. (Lois Wilson, M.E.) A propos wild life …
P.S. Aus Kanada von K&B: „Und wir sind hier und heute gerade in FORT SIMPSON, dem Ort in den North-West Territorries von dem aus man in den NAHANNI NP ausfliegt (2. Buchtipp). Werden wir abr nicht machen, da unser Hündchen sonst zu lange allein im Auto wäre. Yellowknife mussten wir auslassen, da momentan in der Ecke viele Wildfires sind mit ziemlicher Rauchentwicklung sind, der HWY teilweise gesperrt ist, etc.. Wie fandest du Elch und Bärchen (haben gerade wieder einen die Strasse überqueren sehen)