Manafonistas

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„Für Jonathan Lethem ist Fear of Music (das dritte Album der Talking Heads und das zweite, das von Brian Eno produziert wurde) ein Meisterwerk – ausgefallen, paranoid, funky, süchtigmachend, rhythmisch, eingängig, schauderhaft und spaßig. Wie ein Besessener analysiert er die Songs, den Gitarrensound, den Rhythmus, die Texte, die äußere Aufmachung, die Ursprünge der Band aus Downtown New York und ihr musikalisches Erbe. Dabei bezieht er sich auf Theorien, Erzählliteratur und Erinnerungen und platziert das Album neben Größen wie Fritz Lang, Edgar Allan Poe, Patti Smith und David Foster Wallace. Er entführt uns in das New York der 1970er Jahre – und immer mit dem Blick darauf, wie sich unser Sinn für Kunst verändert. »Talking Heads – Fear of Music« ist das virtuose Stück eines Schriftstellers, der uns eine seiner größten Leidenschaften nahebringt.“ (Korrigierter Pressetext; m.e.) 

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13 Comments

  1. Uwe Meilchen:

    Auf die Idee, die TALKING HEADS und DAVID BYRNE in eine Reihe mit Fritz Lang, Edgar Allan Poe, Patti Smith und David Foster Wallace zu stellen muss man auch erst einmal kommen ! Offenbar ein aehnlich gelagerter Theoretiker wie Greil Marcus. Der heute erschienene deutsche ROLLING STONE aeussert sich auch aehnlich hymnisch.

  2. Henning:

    Dann weiss man doch schon genug! Scheint’s dann auch nötig zu haben. Name hopping im durchgedrehten Stadium.

  3. Michael Engelbrecht:

    Nanana. Ich habe das Buch im Original gelesen, und an „Namenhopping“ ist der liebe Jonathan in keiner Weise interessiert. Dass man es so aufmacht, soll wohl die Zielgruppe erweitern, ist mir auch vollkommen egal.

  4. Uwe Meilchen:

    Robert Lug stellt in seinem „Voyager“am kommenden Sonntagabend ab 23.05 Uhr auf HR2 die 5CD_Box „Atmospheric Currents 1“ von Amir Baghiri vor und hat *auch* einen Buchtip, den ich hier einmal — da er hier sicherlich auf Interesse stoesst, weietrgebe — die Playlist der Sendung und Robert Lugs einfuehrende Worte sind „naemlich“ schon online nachlesbar:

    Herzlich willkommen an Bord! Am Mikrofon begrüßt Sie Robert Lug zu unserer vorletzten Voyager-Neuvorstellung. Zwanzig Jahre lang haben wir jetzt das Ambient-Universum einschließlich seiner Grenzzonen erkundet, und ich hoffe sehr, dass Sie die Expansion dieses Universums auch nach dem Voyager-Ende weiterverfolgen. Was ist eigentlich Ambient? Kaum eine aktuelle Musikrichtung ist davon unbeeinflusst, und die globale Liebhabergemeinde der Kernregion Deep Ambient wächst stetig – und trotzdem nehmen weder die offizielle Musikwissenschaft noch die Mainstream-Musikkritik davon Notiz. Under the Radar, immer noch! Nicht ganz zu Unrecht hat man Ambient als Symphonik des 21. Jahrhunderts bezeichnet, aber Literatur dazu ist rar. Das dickste Buch stammt von Mark Prendergast, einem Iren, und heißt in der Neuauflage von 2003 „The Ambient Century. From Mahler to Moby – The evolution of sound in the electronic age“, mit einem Vorwort von Brian Eno. Auf 500 Seiten findet man dort eine Menge wertvoller Informationen, und die vom Autor skizzierte Ahnenreihe regt zum Nachdenken an: Prendergast lässt Ambient-Musik mit Mahler, Debussy, Satie und den Elektronik-Pionieren der 1920er Jahre beginnen, verfolgt ihren Weg über Cage, Stockhausen und Ligeti weiter und behandelt dann ausführlich Psychedelic- und Krautrock, Brian Eno usw. Einiges Wichtige fehlt freilich ganz – so die mittelalterliche Musica Mundana, und unbegreiflicherweise auch die gesamte amerikanische Deep-Ambient-Szene, sprich Steve Roach & Co, Michael Stearns, Robert Rich und ihre weltweiten Vernetzungen. Soweit mein Lesetipp mit Vorbehalt, jetzt zu unserem heutigen Silberling…

  5. Michael Engelbrecht:

    From Mahler To Moby … Der Titel hat was, nur wird Herr Moby nach meiner bescheidenen Auffassung gerne überschätzt :)

  6. Uwe Meilchen:

    Moby, genau: ueberschaetzt ! – Unbedingt noch ins Regal stellen muss ich mir auf alle Faelle „The Rest is Noise“ von Alex Ross …

    http://www.therestisnoise.com/noise/

    „The Rest Is Noise shows why twentieth-century composers felt compelled to create a famously bewildering variety of sounds, from the purest beauty to the purest noise. It tells of a remarkable array of maverick personalities who resisted the cult of the classical past, struggled against the indifference of a wide public, and defied the will of dictators. Whether they have charmed audiences with sweet sounds or confronted them with dissonance, composers have always been exuberantly of the present, defying the stereotype of classical music as a dying art. The narrative goes from Vienna before the First World War to Paris in the twenties, from Hitler’s Germany and Stalin’s Russia to downtown New York in the sixties and seventies. We follow the rise of mass culture and mass politics, of dramatic new technologies, of hot and cold wars, of experiments, revolutions, riots, and friendships forged and broken. The end result is not so much a history of twentieth-century music as a history of the twentieth century through its music.

    PART I: 1900-1933
    1. THE GOLDEN AGE: Mahler, Strauss, and the Fin de Siècle
    2. DOCTOR FAUST: Schoenberg, Debussy, and Atonality
    3. DANCE OF THE EARTH: The Rite, the Folk, le Jazz
    4. INVISIBLE MEN: American Composers from Ives to Ellington
    5. APPARITION FROM THE WOODS: The Loneliness of Jean Sibelius
    6. CITY OF NETS: Berlin in the Twenties
    PART II: 1933-1945
    7. THE ART OF FEAR: Music in Stalin’s Russia
    8. MUSIC FOR ALL: Music in FDR’s America
    9. DEATH FUGUE: Music in Hitler’s Germany
    PART III: 1945-2000
    10. ZERO HOUR: The U.S. Army and German Music, 1945-1949
    11. BRAVE NEW WORLD: The Cold War and the Avant-Garde of the Fifties
    12. „GRIMES! GRIMES!“: The Passion of Benjamin Britten
    13. ZION PARK: Messiaen, Ligeti, and the Avant-Garde of the Sixties
    14. BEETHOVEN WAS WRONG: Bebop, Rock, and the Minimalists
    15. SUNKEN CATHEDRALS: Music at Century’s End

  7. Michael Engelbrecht:

    Zu Jonathan Lethem noch eins: er wird gerne als „Kultautor“ gehandelt, ich bin aber mit seinem Stil nicht wirklich warm geworden, insofern habe ich gar bei seinem vielgerühmten Klassiker „Die Festung der Einsamkeit“ nach hundert Seiten trotz des tollen Themas die Segel gestrichen. Dieses Buch aber über Fear Of Music hat mich voll in seinen Bann gezogen.

    Zu Uwe: ich kenne gute Leute, die lieben Steve Roach. Ich gucke, dass ich nach den ersten Klängen rasch auf dem Baum bin. Aber die behandelte Mixtur des Prendergast-Buches ist vielversprechend.

  8. Uwe Meilchen:

    Dass Robert Lug auf die mittelalterliche Musica Mundana verweist ist uebrigens schnell erklaert: er ist im Hauptberuf Historiker (Mittelalter).

    Steve Roach …, naja, man muss garantiert nicht alle seiner Alben haben: ich habe da vermehrt den Eindruck von Fliessbandfertigung einer einmal entwickelten, erprobten Methode – und die sich langsam auch fuer meine Ohren ermuedend totlaeuft. Und Tribal Ambient aus Arizona mit Didgeridoo Klaengen muss man ja auch nicht moegen …

    Als Zeichen meines eigenen musikalischen Wachstums habe ich mir heute uebrigens die „Becs“ von FENNESZ bestellt. Nach der „Radionacht“ und weil Martina auch so davon begeistert ist war der Kauf abzusehen ! :-D

  9. Henning:

    Ahnenreihen scheinen ja in nach oben verdeckelten (und auf der Stelle tretenden) Zeitaltern enorme Wichtigkeit zu erlangen. Dabei gerät ein wenig aus dem Blick, dass man Vieles ja als Wiederverwertung und Vermassung von einstmals originellen Erfindungen sehen kann oder sogar muss. Das soll im Übrigen nichts entwerten.

  10. Henning:

    Alex Ross gehört m.E. zur Pflichtlektüre! Es ist immer gut, wenn man etwas zu lesen kriegt, das konsequent einen Blickwinkel durchhält, aber gleichzeitig durchsichtig für den Leser bleibt, sodass man „die Zeit“ gut nachvollziehen kann, aber auch auf andere Blickwinkel kommen kann.

  11. Henning:

    Vor 10 Jahren erschien David Toops HAUNTED WEATHER. MUSIC, SILENCE AND MEMORY. Und 10 Jahre eher sein OCEAN OF SOUND. AETHER TALK, AMBIENT SOUND AND IMAGINARY WORLDS. Toop war in der Lage, im Zuge sich entwickelnder Dinge auf inspirierende Weise Konturen herauszuarbeiten.

  12. Michael Engelbrecht:

    Ocean of Sound ist heute schon ein Klassiker. Damals, 97 oder 98, bekam ich beim NDR unter Naura meine Idee durch. Experimentelle Komponisten in London quer durch alle Stilrichtungen zu interviewen – und daraus drei 90 Minuten Shows zu basteln, wir besuchten David Toop im Londoner Norden und sprachen ewig lang über den Ozean der Klänge. Seine beste Platte ist die, die bei Obscure Recirds erschien – ca. 1976. Sein Haus war voller Platten, und seine Frau war kurze Zeit zuvor an Krebs gestorben. Da redeten keine Begeisterten, wir waren ruhig, alles adagio, keine Erhitzung.

  13. Michael Engelbrecht:

    Ich habe heute zum ersten Mal den Namen Alex Ross gehört :)


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