Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 5 Jun

Nan Madol & Nachtschwarzes Schokoladeneis (Lugano)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 1 Comment

 

 
 
 

Am Abend nach der intensiven Studioarbeit landeten bis auf Jan Bang (der ein Treffen mit einem Videokünstler aus der Umgebung hatte) alle im Ristorante Al Argentino. Manfred, Tigran und ein Freund, Arve, Eivind, der Toningenieur, meine Wenigkeit, und ein weiterer, für den reibungslosen Ablauf zuständiger Italiener (Bach-Fan und Zeuge vieler Produktionen vor Ort, von Andras Schiff bis Craig Taborn (dessen grandioses Soloalbum hier entstand, an einem Tag!), von Carla Bleys letztjährigem, von den meisten Manafonistas geliebten Album „Trios“ bis zu einer neuen Anouar Brahem-Aufnahme vor wenigen Wochen, u.a. mit einem 18-köpfigen Streichorchester). Dem Produzenten war anzumerken, wie erfüllt er war von dem Verlauf der Tage, und ohne dass der Rotwein in dieser Runde in rauen Mengen floss – die Ereignisse des Tages allein setzten Endorphine in munteren Portionen frei – schlüpfte Manfred immer mehr in die Rolle des Geschichtenerzählers. Tatsächlich ging es immer wieder um die alte Kunst des Musikmachens, aber auch um die, welche fähig waren, schon früh und gegen den Trend von Zeitgeistern, die Qualität solcher Produktionen zu erkennen, von Richard Williams bis zum viel zu früh von uns gegangenen  Konrad Heidkamp. Und statt hier bruchstückhaft die frei mäandernden Stories aufzutischen, einfach mal eine assoziative Auflistung etlicher ECM-Platten, die gestern ins Gespräch kamen, in einer munteren Runde, in der sehr viel gelacht wurde, und etliche Jahrzehnte wie ein Soundtrack gelebten Lebens vorbeirauschten: „Dis“ und „Places“, von und mit Jan Garbarek, Ralph Towners „Solstice“, „In Pas(s)ing“, von Mick Goodrick, Jarretts „Belonging“, Bill Connors‘ „Theme of the Gaurdian“, Edvard Vesalas früher Geniestreich „Nan Madol“ und sein fulminantes Spätwerk „Ode To The Death Of Jazz“, Trygve Seims „Different Rivers“ und „Sangam“, aber auch die Duo-Platte, die der bärige Saxofonist mit Andreas Utnem in einer norwegischen Kirche aufnahm, und immer noch als Geheimtipp gehandelt wird … Irgendwann wandte sich Manfred noch einmal zu Tigran, und sagte ihm, warum er sich ganz sicher sei, dass die Musik dieser Produktion „überleben“ werde. Von dem, was ich gehört hatte, konnte ich nur beipflichten. Am Ende lud ich die ganze Runde zum Eis ein, nachdem Manfred mir mit einem Blick auf die andere Seite der Plaza die beste Eisdiele Luganos gezeigt hatte. Und so standen wir in später Stunde, unter einem wohltuenden Frühlingsregen, und vertilgten nachtschwarzes Schokoladeneis und andere Köstlichkeiten.

 
 
 

 

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1 Comment

  1. Gregor:

    … ich fasse es alles nicht, oh könnte ich dabei sein. Und, was mache ich: Aufsätze korrigieren, mündliches Abitur, aber am Abend dann DAS BUCH (siehe übermorgen, Plattenschrank 72), der Wein und die Musik. Doch, auch schön!


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