Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 1 Juni

Die Empfehlungen für den Monat Juni

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off

Dass einige unserer Lieblingsschauspieler auch helle Köpfe sind, ist mit Freude festzustellen: nicht, dass Hollywood allzu zahlreich von Scientologen, Zombies und Aliens besiedelt wird. Jeff Bridges ist so ein Wachsamer, und es ist eine gewinnbringende Angelegenheit, seinen Gesprächen mit einem Freund und Zen-Lehrer zu folgen. Der deutsche Untertitel suggeriert eine „Don’t Worry, Be Happy“-Mentalität, mit der man sich verlagstechnisch an chronische Lebenshilferatgebersuchende ranschmeisst – das Buch ist allerdings von einem ganz anderen Kaliber, und passt im Bücherschrank gut neben Ruth Ozekis „Geschichte für einen Augenblick“. Jon Hassell ist nun auch schon in die Jahre gekommen – nach seinem genialen Duowerk „Possible Musics“ mit Brian Eno enstanden noch viele exzellente Alben, eines von ihnen, „City – Works of Fiction“, erscheint jetzt in einer fantastsichen Edition, angereichert mit einem Live-Konzert aus den späten 80er Jahren, und diversen Remixes. Ich habe damals, im Sommer 1990, in London ein langes Interview mit dem Fourth World-Master geführt, das in einer alten Jazzthetikausgabe noch zu finden sein dürfte. Wer leichte Ermüdungserscheinungen zeigt angesichts einer aus Recycling und Repeating und Repattering gebastelten, modernen Pop-Kultur, dürfte sich über ein kleines Meisterwerk wie Owen Palletts „In Conflict“ freuen: früher, in den wilden Zeiten, sind Rockgruppen reihenweise daran gescheitert (und trotzdem reich damit geworden), Elemente der Klassik mit der Sprache des Rock zu verbandeln. Das nackte Grauen herrschte, wenn ein Rick Wakeman zu den übelsten Geschmacksverirrungen der Hippie-Ära beitrug, aber da soll hier kein Fass aufgemacht werden. Der kanadische Violinist und Sänger Owen Pallett (ich hörte ihn erstmals als Final Fantasy in der Dortmunder Pauluskirche, Brian Eno holte ihn Jahre später, begeistert von Palletts Album „Heartland“, zum Punktfestival nach Kristiansand) nimmt ohnehin eher ein paar Inspirationen aus der Neuen Klassischen Musik des späten 20. Jahrhunderts auf, und verwandelt solche Anspielungen in etwas Ureigenes: In Conflict belegt auch, wie man ausgefeilte Pop-Kammermusik mit dunkelsten existenziellen Themen kurzschliessen kann (Tod, Sex, Einsamkeit, Drogen etc.), ohne in tristen, von Schubert aus dem Grab beklatschten Klagegesängen, zu stranden. Eine etwas ältere, nie vesiegende Quelle zapft der Schriftsteller Joe R. Lansdale in seinem neuen Roman (und nicht nur in diesem) an – Mark Twain. Aber er erfindet die alten Muster völlig neu, fabuliert Elemente von „Southern Gothic“ und zeitgenössischem Thriller hinzu. A propos Twain: besorgen Sie sich doch bitte die gerade auch in deutscher Synchronisation erschienene BluRay / DVD des hinreissenden Kinofilms „Mud“ – Freunde von Tom Sawyer und Huck Finn werden es nicht bereuen! Es kann einfach nicht sein, dass ein Leser dieses Blogs noch keinen Lansdale verschlungen hat, aber da es hilffreich ist, sich immer mal wieder unglaubliche Dinge vorzustellen, hier vier ins Deutsche übersetzte Lansdale-Schmöker, die ich nur wärmstens empfehlen kann: „Dunkle Gewässer“, „Ein feiner dunkler Riss“, „Kahlschlag“ und „Gluthitze“. Und wenn eines dieser Bücher mal verfilmt wird, sollte man beim Casting an Jeff Bridges denken – er hätte grosse Freude daran, besonders, wenn die „Koan-Brüder“ wieder mitmischen.

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