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2013 7 Nov

Cross-Mapping: Poetologie nicht nur eines Films

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 3 Comments

Die Frage nach dem zeitgemäßen Erzählen stellt sich in jeder Kunstform. Alexander Kluge fasste in seiner Poetikvorlesung im vergangenen Frühsommer an der Uni Frankfurt seine Technik für Literatur und Film so zusammen: Zwei Erzählstränge, die nichts miteinander zu tun haben, werden kombiniert. Im Zwischenraum, der – im Film – nicht gezeigt wird bzw. – in der Literatur – nicht erzählt wird, entsteht etwas Neues. Montage also, Cut up. „Ich habe diese Technik aus der Musik“, sagte Alexander Kluge in einem Interview mit Max Dax. Cross Mapping: die Kombination privater und öffentlicher Schwierigkeiten. Außerdem erteilte Alexander Kluge der linearen Erzählweise, wie sie im Roman des 19. Jahrhunderts herrschte, eine Absage. Die Erzählweise des 21. Jahrhunderts müsse gravitativ sein.

Nach genau dieser Methode arbeitete der Regisseur Virgil Vernier in seinem Kurzfilm Orléans, der am vergangenen Samstag, 2.11., um 0.08 Uhr direkt im Anschluss an die Kurzfilmsendung Kurzschluss auf Arte lief und über arte+7 noch online gesehen werden kann. Virgil Vernier hat zu Mythen über Frauen recherchiert und mixt in seinem Film zwei Erzählstränge: Die Feierlichkeiten um den Mythos der Jeanne d´Arc in Orléans und ein Abschnitt aus dem Leben einer jungen Frau aus der französischen Provinz, die irgendwie ein Star werden will und erstmal in Orléans als Stripperin anfängt, natürlich nur als Zwischenlösung. Zwei kämpferische Frauenfiguren also.

Virgil Vernier unterscheidet nicht zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm, er hatte kein Drehbuch, sondern nur eine Grundidee für die Szenen, er versetzt Figuren in eine Situation: die drei Frauen im Club im Gespräch über Übersinnliches, und er filmt in den Straßen von Orléans, wie ein Junge auf seinem Skateboard eine Runde dreht (tolle Kameratechnik), wie eine Schülerin Grenzen setzt.

Der Film dauert 55 Minuten.

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