Also, von allen Ausgaben der JazzFacts, die ich bislang gemacht habe, war dies mein Favorit. Dachte nun, ich hätte eine kleine Glückssträhne erwischt. Leider nicht. Borussia Dortmund hatte in Neapel einen gebrauchten Tag und verlor in wenigen Minuten Hummels, Klopp und Weidenfeller. Dass ein Grossteil von Fussballdeutschland nun mal wieder Moralapostel spielt, und sich über Klopps Ausraster aufregt, quittiere ich mit einem Lächeln. Und dass Der Spiegel als Wahlhelfer der CDU fungiert durch sein Steinbrück-Bashing, gefällt mir auch nicht, obwohl mir selbst der schwer zu gehiessende Peer ungefähr so unsympathisch ist wie der einstige Moralkeulenschwinger Hoeness, dem man in „Amigoland“ gewiss zur Seite stehen wird. Und dass so eine Partei wie die FDP, mit einer Figur wie Brüderle an der Spitze, die 5 % knacken wird, ist übel genug. Brüderle könnte als Realsatiriker mit seinen Reden kleine Bierzelte füllen. Und gestern: Janelle Monnae. Erst liess sie uns, die werte Kundschaft, 70 Minuten in der stickigen unbelüfteten Räumlichkeit des Stadtgartens hocken wie Sardinen in warmem Olivenöl: fucking organisation! Dann startete sie mit einer perfekt durchgestylten Show durch: grossartige Stimme, gute Band, gute Inszenierung – aber mich liess das, ähmmmmm, völlig kalt. Das ging einigen so, war aber ein klares Minderheitenvotum. Die guten Nachrichten (wen’s betrifft:)) am Schluss. Heute erscheint Bill Callahans Klassealbum DREAM RIVER, und es ist sogar im „Musikexpress“ Album des Monats geworden. Frank Sawatzki hat den Text verfasst und beweist Musikverständnis, wenn er schreibt, das hätte auch Callahans Bossa Nova-Platte werden können, aber wer wolle das schon?! Gut geschrieben, Frankie Boy, wir kennen uns von früher, und es ist immer etwas Besonderes, wenn wie die gleiche Platte mögen. A propos: der Postbote brachte gerade den TRAUMFLUSS, in der Vinylausgabe. Zusammen mit der Schallplatte, die Stephan Mathieu, Mitglied von David Sylvians „Kilowatt Hour“, und Urheber des exzellenten Doppelalbums „The Falling Rocket“, mir als „Anlagen-Test“ (und wegen ihrer puren musikalischen Zauberkraft) ans Herz legte, EL CORAZON von Don Cherry und Ed Blackwell, und damit wären wir wieder, nach der gestrigen JazzFacts-Ausgabe, bei aussergewöhnlichen Werken des Münchner Labels angelangt, und dem unermüdbaren Produzenten. Meine Empfehlung, lieber Manfred: lade Tigran Hamasyan , Jan Bang, Eivind Aarset und Erik Honore, ein Wochenende nach Oslo ein, ins Rainbow Studio, und dann wissen wir schon, wer das Album des Jahres 2014 raushauen wird.