Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2013 20 Sep

Das Gute kommt am Schluss

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 4 Comments

 


 
 

Also, von allen Ausgaben der JazzFacts, die ich bislang gemacht habe, war dies mein Favorit. Dachte nun, ich hätte eine kleine Glückssträhne erwischt. Leider nicht. Borussia Dortmund hatte in Neapel einen gebrauchten Tag und verlor in wenigen Minuten Hummels, Klopp und Weidenfeller. Dass ein Grossteil von Fussballdeutschland nun mal wieder Moralapostel spielt, und sich über Klopps Ausraster aufregt, quittiere ich mit einem Lächeln. Und dass Der Spiegel als Wahlhelfer der CDU fungiert durch sein Steinbrück-Bashing, gefällt mir auch nicht, obwohl mir selbst der schwer zu gehiessende Peer ungefähr so unsympathisch ist wie der einstige Moralkeulenschwinger Hoeness, dem man in „Amigoland“ gewiss zur Seite stehen wird. Und dass so eine Partei wie die FDP, mit einer Figur wie Brüderle an der Spitze, die 5 % knacken wird, ist übel genug. Brüderle könnte als Realsatiriker mit seinen Reden kleine Bierzelte füllen. Und gestern: Janelle Monnae. Erst liess sie uns, die werte Kundschaft, 70 Minuten in der stickigen unbelüfteten Räumlichkeit des Stadtgartens hocken wie Sardinen in warmem Olivenöl: fucking organisation! Dann startete sie mit einer perfekt durchgestylten Show durch: grossartige Stimme, gute Band, gute Inszenierung – aber mich liess das, ähmmmmm, völlig kalt. Das ging einigen so, war aber ein klares Minderheitenvotum. Die guten Nachrichten (wen’s betrifft:)) am Schluss. Heute erscheint Bill Callahans Klassealbum DREAM RIVER, und es ist sogar im „Musikexpress“ Album des Monats geworden. Frank Sawatzki hat den Text verfasst und beweist Musikverständnis, wenn er schreibt, das hätte auch Callahans Bossa Nova-Platte werden können, aber wer wolle das schon?! Gut geschrieben, Frankie Boy, wir kennen uns von früher, und es ist immer etwas Besonderes, wenn wie die gleiche Platte mögen. A propos: der Postbote brachte gerade den TRAUMFLUSS, in der Vinylausgabe. Zusammen mit der Schallplatte, die Stephan Mathieu, Mitglied von David Sylvians „Kilowatt Hour“, und Urheber des exzellenten Doppelalbums „The Falling Rocket“, mir als „Anlagen-Test“ (und wegen ihrer puren musikalischen Zauberkraft) ans Herz legte, EL CORAZON von Don Cherry und Ed Blackwell, und damit wären wir wieder, nach der gestrigen JazzFacts-Ausgabe, bei aussergewöhnlichen Werken des Münchner Labels angelangt, und dem unermüdbaren Produzenten. Meine Empfehlung, lieber Manfred: lade Tigran Hamasyan , Jan Bang, Eivind Aarset und Erik Honore, ein Wochenende nach Oslo ein, ins Rainbow Studio, und dann wissen wir schon, wer das Album des Jahres 2014 raushauen wird.

This entry was posted on Freitag, 20. September 2013 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    El Corazon kenne ich natürlich schon ewig, mein altes Exemplar ist aber völlig verkratzt gewesen …

  2. R3c.Kid:

    ecmreviews.com/el-corazon

    „Like sugarcane stripped of its husk, this is immediate music, pared down to its fibrous core, and in some ways feels like a child of CODONA taking its first well-formed steps into a sonic life. In the end, it’s really Cherry who provides the rhythmic impetus for this collaboration, and Blackwell the lead. Such comfortable switching out of roles is central to their message of liberation and expression.“

  3. Michael Engelbrecht:

    Steven Grainger:

    This is a wonderful album. It isn’t a free jazz record like their earlier ‚Mu‘ album, rather each track is a carefully constructed composition. For me this is the zenith of Don and Ed’s creative sympatico. Ed Blackwell creates so much time and plays in it with such profoundly relaxed swinging freedom. Don Cherry’s ’spiritual‘ sound is here at its best and he seems to have got to the melodic essence of all he has tried to say from his earlist days with Ornette.

    This is not the work of two wild young men exploring free jazz like on the album ‚Mu‘, but of two wiser older men who have searched and found their deepest musical voices. By the way, there is great stereo panning of Ed’s kit and you can hear the hi-hat beside the snare and the ride a little over there as if you are sitting behind it yourself.

  4. Henning:

    Schliess mich der abschliessenden Empfehlung voll & ganz an!


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz