Manafonistas

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Nachdem die JazzFacts gestern im Deutschlandfunk nach einem knappen Drittel „abstürzten“, einem wie auch immer gearteten technischen Fehler zum Opfer fielen – Karl Lippegaus‘ Vorstellung eines neuen Buches von Duncan Heining über die englische Jazzhistorie 1960-75 ging noch gerade über den Äther, auch mein Lob der perfekten Folk-Jazz-Fusion von „Quercus“ (June Tabor, Huw Warren, Iain Ballamy), herrschte erst mal graues Rauschen. So ging Karsten Mützelfeldts hochunterhaltsamer Beitrag über die Verschmelzung von Extremsport und Jazz beim 40. Vossa Jazzfestival (Norwegen) genauso verloren wie Neues von Splashgirl und dem radio.string.quartet.vienna.

„Nachdem das Radio.String.Quartet.Vienna vor Jahren dem Mahavishnu Orchestra ein kreatives Denkmal gesetzt hat, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich die Band an das Werk ihren einstigen Stadtbewohners Joe Zawinul und seiner Gruppe Weather Report herantrauen würde.

POSTING JOE – CELEBRATING WEATHER REPORT LIVE ist eine ebenso gelungene Hommage geworden, ohne nostalgische Verweichlichung, ohne auf Dauergroove getrimmte Kraftmeierei. Hoch anzurechnen ist es dem Streichquartett um Bernie Mallinger, dass sie gerade auch Joe Zawinuls impressionistische Seite genauso herausarbeitet wie die komplexen rhythmischen Verschachtelungen seiner Kompositionen.

In einer kurzen sphärischen Eröffnung benutzt Bernie Mallinger zum Beispiel Naturgeräusche und Feldaufnahmen, die Zawinul auf seinem ersten Soloalbum genauso einsetzte wie bei den geographisch weit gestreuten Klima- und Klangforschungen von Weather Report. Spiele elektrisch, aber klinge akustisch, war ein Leitsatz von Zawinul, den das radio.string.quartet.vienna wörtlich nimmt.

Bei ihrer Version der Komposition „Black Market“, aufgezeichnet im Zehentscheuer in Ravensburg verzichten sie zwar auf ein Sample der Marktgeräusche aus Marrakesch, nichtsdestoweniger übertragen sie die exotischen Stimmungen des Originals in ihren eigenen Stil. Ist das noch zeitgenössische Kammermusik, oder schon Jazz – und wie unwichtig ist die Beantwortung dieser Frage angesichts des Einfallsreichtum und der Spielfreude dieser Formation.“

P.S.: In Zukunft finden die JazzFacts des Deutschlandfunks immer donnerstags statt, zwischen 21.05 Uhr und 22.00 Uhr. Am 11. April porträtiert Karsten Mützelfeldt den Organisten Larry Goldings, am 18. April präsentiert Harald Rehmann Neues von der improvisierten Musik.

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