Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2012 31 Mai

Zur Zeit beobachte ich Kühe und freue mich auf Patti

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Die kleine Souterrain-Wohnung, die ich für ein paar Wochen bezogen habe, gibt den Blick frei auf weite grüne Felder. Wenn ich am Gartenzaun stehe, und eine Kuh mich mit großen Augen anblickt, muss ich Kind der Stadt unweigerlich an das Cover der Platte mit der Kuh drauf denken. Ich habe sowieso nur wenig Musik dabei, und ziehe mir derzeit einige Sachen aus dem Netz. Morgen dürfte über Nacht via iTunes Banga eintreffen, das neue Album von Patti Smith. Nicht dass ich den großen Wurf, das späte Meisterwerk, erwarte, einen Song gibt’s zum Geburtstag ihres Kumpels Brat Pitt – na großartig. Aber ich mag die Frau, und die Stimme, und freue mich auf zwei, drei Lieder, den Soundtrack für einen verregneten Nachmittag, und die nun anstehende Schafskälte. Parallel dazu werden die Americana von Neil Young und Crazy Horse eintreffen, da werden uralte Lieder aus dem ururalten Amerika weitgehend gegen den Strich gebürstet, und mit der Ursuppe der Rockmusik angereichert: auf solch verzerrungsfreudiges Gebratze versteht sich die Band bestens. Clementine ist auch dabei. Das Lied kennt jeder, zum Beispiel erklingt es, wenn Gary Cooper am Ende des Klassikers 12 Uhr Mittags aus der Stadt reitet. Nun, auch dieses Album wird nicht zu den großen Werken von Neil Young zählen, aber ich vertraue mich gerne dieser in die Jahre gekommenen Stimme an – Typ: krächzender Rabe, und dem wütenden Heulen der Gitarren. Und als Fan großer alter Schwarzweisswestern (ein Überbleibsel aus der Kindheit) werde ich, tief in der Nacht, die Kuhweide überqueren, zur Stallung der Pferde gehen, und das wildeste Pferd zureiten, bis es mit mir am Fuß der Blauen Berge verschwindet.

P.S. Am Tag darauf ist die Ware eingetroffen, und ich habe meine Freude an der Musik von Neil und Patti. (s.a die Besprechung von Banga in der SZ vom Freitag, dem 1. Juni, und die Review in The Guardian (comments). Neil Youngs Album ist aber nur für eingefleischte Fans. Trotz zarter Momente ist die Musik für den Aussenstehenden ein wenig monoton und einfarbig. Ich mag die Energie.

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Und hier schließt sich ein Kreis mit Patti und Neil:

    Nach acht Jahren hat Patti Smith endlich wieder ein Album mit eigenen Songs fertig, „Banga“. Warum das so lange gedauert hat, weiß sie selbst nicht so genau: „Wir sind viel herumgereist, haben ständig neuen Kram geschrieben, und vieles wurde wieder gekippt, weil sich die Welt immer wieder verändert hat und mit ihr die Platte. Man kann eben nichts planen.“ Nun ist das Album selbst eine Art Reise geworden, die mit „Amerigo“ beginnt, einem Stück über den eigentlichen Entdecker Amerikas. „Es geht los mit einem gewissen Abenteuersinn, vielleicht auch einer Hybris, auf jeden Fall mit Hoffnung und Visionen“, erzählt Smith. „Und es sollte nicht mit meinem apokalyptischen ,Constantine’s Dream‘ enden, mit einer Horrorvorstellung, wie das 21. Jahrhundert zu Ende gehen könnte. Das wäre mir zu düster gewesen, für so ein Ende bin ich zu optimistisch. Ich wollte einen Song, der wie ein Morgengrauen wirkt, und da habe ich an ,After The Goldrush‘ gedacht: Es ist perfekt, es schließt an den einen Traum an und entwickelt einen neuen, einen schöneren.“ Sie singt Neil Youngs Lied so emphatisch, als wäre es ihr eigenes.

    (Quelle : Rolling Stone)

  2. Michael Engelbrecht:

    The Guardian says:Patti Smith has returned to the poetic-punk format of 1975’s Horses, which the Polar prize committee recently described as „Rimbaud with amps“. Four of Horses‘ personnel – Smith, guitarist Lenny Kaye, drummer Jay Dee Daugherty and Television‘ Tom Verlaine – are present here. It’s a mixture of pop songs and poetic explorations, aided by the instantly resumed chemistry between Kaye’s shimmering hooks and Smith’s sensual vocals. While she has never sung better, the pop songs hit home first: the dreamy Amerigo, the reflective Maria and sublime April Fool, a headrushing tale of outlaw lovers who „race through alleyways in our tattered coats“. The more esoteric monologues demand – and reward – perseverance, especially the 10-minute Constantine’s Dream, a passionate defence of her other great love, art, complete with fantasy sequences set in the Garden of Eden. The collision of sound and language is exhilarating; if it is also occasionally impenetrable, that’s down to her death-or-glory manifesto to „let me die on the back of adventure, with a brush“.


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