Manafonistas

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2011 1 Okt

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (2)

von: Gregor Mundt Filed under: Blog | TB | 2 Comments

Die erste Platte, auf die ich heute aufmerksam machen möchte, brachte der Postbote erst vorgestern. Das Duo Gazzana spielt Toru Takemitsu, Paul Hindemith, Leos Janacek und Valentin Silvestrov. Auch wenn die ganze Platte sehr zu empfehlen ist, möchte ich heute speziell auf den Ukrainer Valtenin Silvestrov eingehen und bei dieser Gelegenheit die älteren Veröffentlichungen von ihm einmal wieder aus dem Plattenschrank holen und das eine oder andere Stück auflegen. Aber zunächst zu dieser neuen CD: Die Fünf Stücke für Violine und Piano, die Raffaella und Natascia Gazzana hier erklingen lassen, wurden 2004 von Silvestrov komponiert. „Es ist ergreifend schlichte Musik, so still und zurückhaltend …“ (Wolfgang Sandner) und sie erinnern mich an mein Lieblingsstück dieses Komponisten, an Hymne 2001.

Bevor ECM New Series 2002 die CD leggiero, pesante veröffentlichte, war Silvestrov für mich ein Unbekannter, doch nach dem Hören dieser Platte, war ich von der Musik dieses Komponisten begeistert. Hymne 2001 findet sich auf dieser CD und speziell dieses Stück spielt der Meister selbst.

 

 

2004 veröffentliche ECM New Series die Stillen Lieder von Valentin Silvestrov, ein Vokalzyklus nach Versen klassischer Dichter. Auf dieser Doppel-CD, eingespielt von Sergej Jakowenko (Bariton) und Ilja Scheps (Klavier), findet sich das Herbstlied:

 

 

Sergei Jessenin: Herbstlied

Die goldenen Schatten auf dem Herbstwald liegen,
Er sprach in seiner Birkensprache gern,
Die Kraniche, die traurig weiterfliegen,
Bedauern nichts und sind dem Schicksal fern

Ich bin allein. Ringsum der Ebne Stille,
Die Kraniche hat längst der Wind verweht,
Ich sehne mich nach meiner Jugend Fülle,
Und doch ist nichts, das mir zu Herzen geht.

Ich klage nicht um Jahre, die entlaufen,
Um Seelenblüten, duftig und verschwärmt,
Im Garten brennt ein großer Scheiterhaufen,
An dem sich aber keiner wirklich wärmt.

Wie auch die Flammen sich zusammenballen,
Das gelbe Ebereschenlaub bleibt fest,
Ich lasse meine Worte traurig fallen,
So wie der Baum die Blätter fallen läßt.

Bagatellen und Serenaden folgten dann 2007. Auf dieser Platte, auf der Silvestrov seine dreizehn Bagatellen und eine Variation selber auf dem Klavier spielt, findet sich auch die Stille Musik, die Silvestrov Manfred Eicher gewidmet hat. Die Stille Musik besteht aus drei Teilen: I. Walzer des Augenblicks, II. Abendserenade und III. Augenblicke der Serenda.

 

Der russische Pianist Alexei Lubimov versammelte auf der CD Der Bote Kompositionen, die der Musiker so beschreibt: „Melancholie – so könnte man dieses Programm nennen; Nostalgische Bilder – wird ein anderer sagen; Stille Meditation – so wird es ein Dritter empfinden.“ Das titelgebende Stück Der Bote wurde von Silvestrov komponiert.

 

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2 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    die stillen Lieder waren für mich seinerzeit eine so anrührende Entdeckung wie die erste Platte, die ich vom Dudukspieler Djavan Gasparian hörte: „i will not be sad in this world“. Der Titel reine Ironie. ohne Traurigkeit geht es nicht im diesen Musiken.

  2. Michael Engelbrecht:

    Und der Sound der Duduk wurde bald zum Stereotyp, gesellte sich auch zum Ergriffenheitsvokabular von Hollywood: man höre nur die Duduk in „Rusian House“ mit Sean Connery.

    Zu den stillen Liedern, da herbstet und wintert es ganz gewaltig, kehre ich gern in Kerzenlichterstunden zurück.


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