Manafonistas

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2025 21 Apr.

Kleiner Snack für Westernfans und andere Mediendinosaurier

von: Ursula Mayr Filed under: Blog | TB | 2 Comments

 
 

Schneller als der Tod (USA, 1995) von Sam Raimi

 

Ein amüsantes Abspulen von Zitaten, Anspielungen und Klischees sowohl aus dem klassischen US- als auch dem postklassischen Spaghettiwestern vom Stil eines Leone und Corbucci, was die Tableaus und die Kameraführung betrifft, der Soundtrack im Stil eines Morricone.

Der schwerreiche Viehbaron Herod, der eine ganze Stadt regiert, liebt Duelle, nicht umsonst ist der Name eine Anspielung an den antiken Herodes und so ist der Film ein permanentes Shoot-em-up on mainstreet als Kollosseumssurrogat und Gladiatorengetöse. Revolver werden um Zeigefinger gewirbelt und die Getroffenen springen erst einmal einen Meter nach rückwärts in die Luft, bevor sie auf die grosse Reise gehen. Uhrzeiger wandern und weisen nostalgisch zurück auf 12 Uhr mittags und Leo di Caprio stirbt wieder einmal spektakulär als Herods rebellierender Sohn. Gene Hackman natürlich at its best, er ruhe in Frieden.

 
 

 
 

Der Outlaw in undurchsichtiger Rachemission mit im Mundwinkel klebender Zigarette ist diesmal nicht Clint Eastwood und nein … auch nicht Charles Bronson mit an der Unterlippe festgefrorener Mundharmonika, sondern Sharon Stone, die ebenso stilvoll wie wuchtig die Flügeltür vom Saloon aufstösst, sporenklirrend zur Theke stampft und zur Begrüssung alle Gläser  herunterfegt; hätte der Clint nicht besser machen können. Bud Spencer auch nicht. Und natürlich schiesst sie besser als alle anderen Grossmäuler mit ihren infantilen Männlichkeitsritualen und entpuppt sich trotzdem als fühlende Frau. Die Rückblende als Grund für ihre Rachemission wurde auch keineswegs vergessen und ist genauso herzzerreissend wie dermaleinst beim Mundharmonikasolo mit tödlichem Ausgang und Glockengeläute.

 
 

 
 

Das alles ist so stilecht-bombastisch wie vorhersehbar auf die Leinwand geklatscht, dass man es keine Sekunde ernst nehmen kann und sich jeder –  bis zum finalen Retropurzelbaum des tödlich getroffenen Obergangsters –  köstlich amüsiert, der sich schon immer eine gesunde Distanz zum Bierernst-Western vom Stil eines John Ford (oder später Kevin Costner) zu bewahren verstand und das ganze Genre als das sah was es ist: Eine riesige Spielwiese fürs Macho-Wettpinkeln und nur durch Zuhilfenahme ironischer Stilmittel ertragbar. Und hier funktioniert das!

 

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2 Comments

  1. Jörg R.:

    Hab reingeguckt! Ein Film, der sich bis zum Ende treu bleibt und seine Schwingung behält.

  2. Ursula Mayr:

    Ist natürlich diffizil…Filme zu parodieren die selbst schon Parodien sind. Sozusagen Parodien 2. Grades.

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